Bei Eröffnung war auch die Eßlinger Zeitung dabei und hat darüber berichtet. Den Artikel möchten wir Ihnen nicht vorenthalten und dürfen ihn mit freundlicher Erlaubnis der Redaktion Ihnen hier zum Lesen bereitstellen:
Artikel vom 28.05.2015 © Eßlinger Zeitung Autor: Peter Dietrich
ESSLINGEN: Nach rund zweieinhalb Jahren Umbauzeit wird das Econvent in der Ritterstraße eröffnet
Architekt Albrecht Scherfer (rechts) übergibt den symbolischen Goldenen Schlüssel an den Econvent-Betreiber Thomas Puchan. Foto: Dietrich
Denkmalschutz und Energiewende, passen die beiden zusammen? Ja, doch sie erfordern als Partner viel Gehirnschmalz. Im Dreierteam kommt dann möglicherweise so etwas wie das neue Fest- und Tagungshaus Econvent heraus. Das wurde gestern nach rund zweieinhalb Jahren Umbauzeit eröffnet.
Von Peter Dietrich
Das Haus am Rossneckar hat schon viel erlebt. 190 Jahre lang war es Schlachthaus, zwölf Jahre lang beherbergte es das Städtische Eichamt. 84 Jahre lang war in ihm die Frauenarbeitsschule untergebracht, bis sie 1978 ins Berufsschulzentrum in Zell integriert wurde. Danach nutze das Sozialamt das Haus, bis die Aufgaben an den Landkreis übergeben wurden. Zum Glück, sagte Professor Christian Kandzia bei der Eröffnungsfeier, sei das Haus dann nicht an eine Anwaltskanzlei oder eine Werbeagentur gegangen. Stattdessen griff für 480 000 Euro die Stiftung ProHumanitate zu und investierte nochmals rund dieselbe Summe in den Umbau. Kandzia beriet sie dabei. Ab Juni dient das neuen Fest- und Tagungshaus als verlängerter Arm des Ecoinn Hotels am Campus.
Auf Betonpfählen gegründet
Der Umbau hatte es in sich. „Der Baugrund war nicht tragfähig“, sagte Willi Rathgeb, der die Statik berechnet hat. Deshalb wurde das Haus auf sieben bis acht Meter langen Betonpfählen gegründet. Zudem habe es keine Unterlagen gegeben. Etwa ein Jahr lang wurde geplant. Rainer Dold, Vorstandsvorsitzender von ProHumanitate, nannte Beteiligte, die zusammenfinden mussten, vom Baurechtsamt und Denkmalschutz bis zu Brandschutz und Wasserwirtschaftsamt. Nun, freute sich der Hotelmanager Thomas Puchan, sei fast alles im grünen Bereich. Das gilt nicht nur für den Baufortschritt. Das gilt auch für die Ökobilanz dessen, was Puchan das „nachhaltigste Veranstaltungshaus Deutschlands“ nennt. Der Strom kommt vom eigenen Wasserkraftwerk, die Wärme mit Hilfe einer Wärmepumpe aus dem Neckarwasser. Beleuchtet wird mit LED, die Putzmittel sind umweltzertifiziert. Verbaut wurden umweltverträgliche Materialien, vom Parkettboden angefangen.
Die Verbindung von Alt und Neu sei sehr gut gelungen, lobte Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom Umweltministerium,. „Wir verdrängen, wie verletzlich die europäische Energieversorgung ist.“ Die Senkung des Energieverbrauchs habe strategische Bedeutung. Das Projekt Econvent zeige, was technisch und wirtschaftlich möglich sei. „Wir benötigen mehr solche Beispiele.“
Vorbildliche Sanierung
Es gehe, betonte Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler, nicht nur um ökologische, sondern auch um soziale Standards. Projekte, die Menschen, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer hätten, eine Chance geben, seien selten. Der Standort „mitten in Esslingen, im Grünen, am Wasser“ sei optimal. „Sie sollten eine Bootsanlegestelle einrichten.“
„Sie haben viel Gehirnschmalz investiert“, lobte die grüne Landtagsabgeordnete Andrea Lindlohr und verwies auf mögliche Kunden: „Viele Organisationen haben es sich zum Vorsatz gemacht, Tagungen klimaneutral abzuhalten.“ Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht hat die Baustelle zwei Jahre lang von seinem Büro aus beobachtet. „Meine Sekretärin meinte, das könne gar nicht sein, das das alles in dieses Gebäude passt.“ Durch die vorbildliche Sanierung sei ein neuer Ort geschaffen worden, der vorher kein Ort war. „Wir sind gefordert, noch viel im Umfeld zu tun. Stadtplaner haben Ausdauer.“